30.06.
Knapp ein Jahr nach dem Einsturz des Sportbaddachs am AquariUM Schwedt hat sich viel bewegt – einiges für den geneigten Beobachter deutlich sichtbar, viel mehr noch im Hintergrund.
Direkt nach dem Einsturz im Juli des vergangenen Jahres galt es, ein Sicherungs- und Rückbaukonzept zu erarbeiten, von Bauexperten prüfen und behördlich genehmigen zu lassen. Vorkehrungen, die im Rahmen der Vorgaben für Sicherheit und Gesundheitsschutz auf Baustellen einzuhalten waren, wurden parallel getroffen und die Einsturzstelle gesichert. Ein Prozess, der zwingend notwendig war, aber eben auch Zeit kostete. Erst Ende Januar 2022 lagen alle notwendigen Unterlagen für den Rückbau des eingestürzten Daches vor.
Die Ausschreibung und Vergabe für die Rückbauarbeiten verlief erfolgreich, keine Selbstverständlichkeit in Zeiten von Pandemie und Materialknappheit. Im April 2022 konnte der Rückbau starten. Sechs Wochen benötigte das spezialisierte Unternehmen, um die eingestürzten Dachteile aufzunehmen, ohne dass der intakte Baubestand, wie zum Beispiel das Lehrschwimmbecken, das angebundene Spaßbad oder die kurz vor dem Einsturz installierte Erlebnisrutsche Schaden nahmen. Auch die Witterung während der Wintermonate hatte ihre Spuren hinterlassen, Setzungen und Veränderungen der eingestürzten Elemente waren die Folge. „Die Sensibilität, mit der der Rückbau vonstattengehen musste, war beachtlich, ein echter Kraftakt für die Abrissspezialisten,“ betont Dirk Sasson, Geschäftsführer des Unternehmensverbundes Stadtwerke Schwedt, dem Betreiber des AquariUM.
„Den Wiederaufbau des AquariUM hatten wir zu dem Zeitpunkt schon fest im Blick, wir waren nach Klärung der Einsturzursache froh, mit den Planungen loslegen zu können,“ so Sasson. Eine Stahlkonstruktion soll es werden, in Optik und Grundstruktur dem alten Dach ganz ähnlich. Dafür musste zwingend ein neues Brandschutzkonzept her. Das alte war mit Neubau des Bads in 1999 erstellt worden, seitdem sind neue Anforderungen hinzugekommen, Prüfmechanismen wurden angepasst. Statt wie geplant im Februar konnte das Konzept aufgrund von erheblichen Personalengpässen seitens der Planer erst im Juni 2022 finalisiert werden. Trotz der Verzögerung ein wichtiger Meilenstein, denn das Brandschutzkonzept ist Grundlage für den neuerlichen Bauantrag.
Ziel ist es nun, den Bauantrag mitsamt des abgestimmten Brandschutzkonzeptes Mitte Juli bei den Behörden einzureichen. Die Erstellung der Ausschreibungsunterlagen und die Vergabeverhandlungen sind bereits in Vorbereitung, bestenfalls kann der Rohbau im September starten. Der Betreiber ist zuversichtlich, denn die Zusammenarbeit mit den Behörden verlief bisher vorbildlich.
Ein kritischer Meilenstein wird dann die Errichtung der neuen Dachkonstruktion über dem Sportbad sein. Das Wichtigste: Vor dem Wintereinbruch muss die Grundkonstruktion wetterfest gemacht sein, um weitere Schäden an der Substanz des Sportbads und den angrenzenden Gebäudeteilen zu vermeiden. Mit der Fertigstellung des kompletten Daches, inklusive Dämmung, rechnet der Betreiber erst im ersten Quartal 2023 – die aktuelle Lieferproblematik hinsichtlich des notwendigen Baumaterials ist hierfür der Grund.
Ein besonderes Augenmerk wird in diesem Bauabschnitt auch auf das Dach des Spaßbades gelegt. Nach dem Bekanntwerden der Einsturzursache im Sportbad – ein Träger war bei der Planung des Sportbaddachs falsch ausgelegt worden – war der Betreiber sensibilisiert und ließ das Dach des Spaßbades von Grund auf begutachten. Statisch und bauphysikalisch gab es keinerlei Beanstandungen. Durch das lange Freistehen kam es aufgrund der Witterung allerdings zu Feuchtigkeitseintrag im Bereich der Dachdämmung. Umfangreiche Sanierungsarbeiten sind daher auch hier notwendig, ein nicht unerheblicher zusätzlicher Aufwand.
Sind die Dacharbeiten abgeschlossen, können die Innenausbaumaßnahmen aufgenommen werden, die ursprünglich im Rahmen der Badmodernisierung vor dem Dacheinsturz angedacht waren: Die Ertüchtigung des Beckenhubbodens im Sportbadbereich, die Neuverlegung der Beckenfliesen, die Installation von Zeitmessanlage und Startblöcken sowie die Reaktivierung der Haustechnik für das gesamte Bad. Zeitgleich werden Foyer und Kassenbereich samt technischer Systeme und die Umkleiden erneuert bzw. saniert. Diese Arbeiten werden, nach aktuellem Planungsstand, bis in den Juli 2023 andauern.
„Eine Wiedereröffnung avisieren wir aktuell zum Start des neuen Schuljahres in 2023. Inwieweit bereits in den Sommerferien die Außenanlagen des Bades wieder genutzt werden können, ist aktuell schwer kalkulierbar und kann nur dem Baufortschritt entsprechend kurzfristig umgesetzt werden,“ erläutert Sasson. Er verweist zudem auf die Unwägbarkeiten, die feste Terminzusagen erschweren. Alle Planungs- und Baumaßnehmen hängen maßgeblich von der Verfügbarkeit von Firmen, Personal und Material, aber auch von den weiteren Preisentwicklungen für Energie, Material und Baustoffen ab. Die Auswirkungen einer weiteren Verschärfung der Lage, nicht zuletzt mit dem Blick auf den Russland-Ukraine-Krieg, sind schlicht nicht abschätzbar.
„Uns ist natürlich bewusst, dass besonders der Schwimmverein und die Schulen händeringend auf die Wiedereröffnung ihrer Trainings- und Schwimmstätte warten. Dass wir dafür unser Bestes geben, dessen können sich die Schwedter sicher sein. Bis es so weit ist, werden wir an unserer Unterstützung für den Verein – finanziell und personell – auch in 2023 festhalten und weiterhin als vertrauensvoller Partner für die Flussbadestelle zur Verfügung stehen,“ stellt Sasson klar.